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meta im Blick 09.02.2024

Liebe Interessierte der Naturheilkunde,

 

das Jahr 2024 hat turbulent begonnen, nachdem die Homöopathie (wieder einmal) unfreiwillig in den Schlagzeilen der Nachrichten war. Auch wenn sich die Wogen in den Medien gerade etwas geglättet haben, möchten wir Sie dringend um Unterstützung bitten. Das Patientenbündnis „Weil‘s hilft!“ hat eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht, um die geplante Streichung der Satzungsleistungen für Homöopathie und Anthroposophie zu verhindern. Dafür werden 50.000 Unterschriften in vier Wochen benötigt.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen einige Hintergrundinfos geben, damit Sie mitdiskutieren können. Sei es privat, mit Ihren Patienten oder Kunden oder im besten Fall mit Personen, die direkt oder indirekt Einfluss nehmen können, wie Abgeordnete in Ihrem Wahlkreis.

 

Was ist geplant und welche Rolle spielen die Kosten im Gesundheitssystem?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach möchte die Erstattung von homöopathischen und anthroposophischen Arzneimitteln sowie von homöopathischen Leistungen als Satzungsleistungen verbieten. Satzungsleistungen können zusätzlich zu den gesetzlich festgeschriebenen Leistungen im freien Ermessen von den gesetzlichen Krankenkassen angeboten werden. Die meisten Krankenkassen haben dieses Angebot in ihren Katalog aufgenommen, da es von den Patienten gewünscht wird und der Kostenfaktor gering ist. Der Anteil an Ausgaben für die Homöopathie liegt beispielsweise bei der DAK im Vergleich zu den Gesamtausgaben bei 0,005%.

 

Weitere Daten zeigen, dass homöopathische Behandlungen sogar einen wirtschaftlichen Vorteil für die Krankenkassen mit sich bringen können. So gibt es zum Beispiel einen umfassenden wissenschaftlichen Bericht von 2006, der im Auftrag der Schweizer Regierung erstellt wurde, und dazu führte, dass die Homöopathie in der Schweiz im Leistungskatalog der Grundversicherung enthalten ist [1].

 

Aus Frankreich gibt es eine Untersuchung von 2015, die 20% geringere Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung nachwies, wenn die Patienten primär homöopathisch arbeitende Arztpraxen aufsuchten [2].

 

Mit Versicherten der Techniker-Krankenkasse konnte 2020 die Kosteneffektivität der Homöopathie bei Kopfschmerzen, Neurodermitis und Depressionen belegt werden [3].

 

Neue und sehr umfassende Daten veröffentlichte die Securvita Krankenkasse 2022. Danach zeigte sich bei 15.700 Versicherten, die sich mindestens drei Jahre lang regelmäßig homöopathisch behandeln ließen, für fast alle untersuchten Indikationen „eine positive Entwicklung im Sinne von sinkender Morbidität und abnehmender Inanspruchnahme von Krankenversicherungsleistungen“ im Vergleich zu ausschließlich schulmedizinisch Behandelten [4].

 

Wie wissenschaftlich ist die Homöopathie?

Die Begründung für das Verbot der Satzungsleistungen lautet, die Homöopathie sei „eine Leistung, die keinen medizinischen Nutzen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sachstands“ erbringe.

Abbildung 1: Wie ist der wissenschaftliche Sachstand?


Dieser Meinung des Gesundheitsministers über den aktuellen wissenschaftlichen Sachstand steht jedoch eine im Oktober 2023 erschienene Gesamtauswertung zu sechs Meta-Analysen von Placebo-kontrollierten Homöopathie-Studien gegenüber [5]. Die ausgewerteten Meta-Analysen umfassten zwischen 16 und 110 Studien, die zwischen 1943 und 2014 veröffentlicht wurden. Darin stuften die Autoren die Belege für die Wirksamkeit der klassischen Homöopathie insgesamt als hochwertig ein. Den Daten zu Komplexmitteln bescheinigten sie eine mittlere Qualität. Dies entspricht vier beziehungsweise drei von vier Punkten auf einer vorher festgelegten Skala. Diese Daten aus 70 Jahren klinischer Forschung zur Homöopathie sprechen auf der höchsten Qualitätsstufe der evidenzbasierten Medizin deutlich dafür, dass Homöopathie eine Wirkung hat, die nicht allein auf den Placeboeffekt zurückzuführen ist. Für die gegenteilige Annahme gibt es keine Anhaltspunkte in den Meta-Analysen, welche die neue Übersichtsarbeit ausgewertet hat.

Abb. 2: Grundlagenforschung: Können hohe Verdünnungen wirksam sein?


Interessante Ergebnisse kommen auch aus der Grundlagenforschung. Weit über 1.000 Laborexperimente zeigen teilweise reproduzierbare Wirkungen von homöopathisch potenzierten Präparaten in physikalisch-chemischen Testsystemen sowie Pflanzen- und Tierversuchen.

 

Möchten Sie weiterführende Informationen?

Das Institut für Komplementäre und Integrative Medizin (IKOM) der Universität Bern hat im Juli 2023 ein neues Internetportal zur Homöopathie eingerichtet [6]. Die Forscher sichteten und bewerteten dabei über 600 klinische Studien und über 1.450 Laborexperimente. Auf der Internetseite werden neben Informationen zum aktuellen Stand der klinischen Forschung und der Grundlagenforschung Verlinkungen zu umfangreichen Datenbanken zur Homöopathie-Forschung zur Verfügung gestellt.

 

Umfangreiche Informationen bietet auch das Homeopathy Research Institute (HRI) an, eine in Großbritannien ansässige Wohltätigkeitsorganisation, die sich auf internationaler Ebene der Förderung qualitativ hochwertiger Forschung in der Homöopathie widmet [7].

Die Hufelandgesellschaft e.V. hat Patienteninfos und Unterschriftenlisten zur Verfügung gestellt. Bitte legen Sie diese in Ihrer Praxis oder der Apotheke aus, um möglichst viele Patientinnen und Patienten zu erreichen.


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Petition_Erstattung_Homöopathie_Anthropo
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Was können Sie noch tun?

Das Patientenbündnis WEIL´S HILFT hat ebenfalls Informationen und Aktionen vorbereitet. Hier erfahren Sie mehr:

Über den folgenden Link finden Sie ein vorgefertigtes Formular für eine E-Mail an Karl Lauterbach, welches Sie mit Ihrer persönlichen Nachricht ergänzen können:

Bei Fragen rund um das Thema wissenschaftliche Homöopathie stehen wir Ihnen wie immer gerne unter der Direktdurchwahl 05041 9440-10 zur Verfügung.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Ihr meta Fackler Team


Quellen:

[1] Bornhöft, G. & Matthiessen, P.F. [Hrsg.] (2006): Homöopathie in der Krankenversorgung - Wirksamkeit, Nutzen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. Frankfurt am Main: VAS, 2006.

[2] Colas A, Danno K, Tabar C, Ehreth J, Duru G (2015): Economic impact of homeopathic prac-tice in general medicine in France. Health Econ Rev. 2015; 5: 18.

[3] Kass B, Icke K, Witt CM, Reinhold T. Effectiveness and cost-effectiveness of treatment with additional enrollment to a homeopathic integrated care contract in Germany. BMC Health Serv Res. 2020 Sep 15;20(1):872. doi: 10.1186/s12913-020-05706-4. Erratum in: BMC Health Serv Res. 2020 Sep 30;20(1):909. PMID: 32933511; PMCID: PMC7493372.

[4] www.securvita.de/fileadmin/inhalt/dokumente/auszuege_SECURVITAL/202004/securvital_0420_6-11.pdf ; zuletzt abgerufen 02/2024

[5] Hamre HJ, Glockmann A, von Ammon K, Riley DS, Kiene H. Efficacy of homoeopathic treatment: Systematic review of meta-analyses of randomised placebo-controlled homoeopathy trials for any indication. Syst Rev 2023; 12(191). DOI 10.1186/s13643-023-02313-2

[6] https://www.ikim.unibe.ch/forschung/uebersichten_zum_stand_der_forschung/homoeopathie/index_ger.html ; zuletzt abgerufen 02/2024

[7] https://www.hri-research.org/de/ ; zuletzt abgerufen 02/2024