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meta im Blick 24.05.2023

Liebe Interessent:innen der Naturheilkunde,

 

mit dem Begriff „metabolisches Syndrom“ wird das gemeinsame Vorhandensein von spezifischen Erkrankungen (Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Hyperlipidämie und Hypertonie) beschrieben. Es gilt als Risikofaktor für verschiedene Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Eine rückwirkende Analyse von Krankenkassendaten (AOK Niedersachsen) hat die Prävalenz des metabolischen Syndroms untersucht. Diese lag im Jahr 2019 bei 25,7 %. Zusätzlich wurde die Zunahme der Diagnosehäufigkeit mit einem standardisierten Jahresvergleich gezeigt (nach Zensusbevölkerung 2011): von 21,5 % im Jahr 2009 auf 24 % für 2019.

Abb. 1:

Blüten von Berberis vulgaris (Berberitze)

Abb. 2:

Blüte von Silybum marianum (Mariendistel)


Mehrere randomisierte klinische Studien deuten auf Effekte von Berberin (Berberis vulgaris und Berberis aristata) auf das metabolische Syndrom hin, die Ergebnisse sind bisher jedoch nicht eindeutig. Dies nahm ein Autorenteam aus dem Iran zum Anlass und untersuchte in einer systematischen Übersichtsarbeit verschiedene publizierte Studien. In

Übereinstimmung mit den PRISMA-Empfehlungen wurden aus 69 Studien letztendlich 13 qualitativ hochwertige Arbeiten ausgewählt und in die Bewertung einbezogen. Zum Teil wurde dabei Berberis aristata zur Erhöhung der Wirksamkeit mit Silybum marianum kombiniert.

PRISMA-Statement: Aus der Notwendigkeit heraus, dass systematische Reviews einen hohen Standard bezüglich ihrer Qualität aufweisen sollten, wurde 2009 das PRISMA-Statement (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) veröffentlicht. Es stellt eine Leitlinie für systematische  Übersichtsarbeiten und Metaanalysen dar und besteht aus einer Checkliste mit 27 Punkten und einem Flussdiagramm, in welchem die verschiedenen Phasen einer systematischen Übersicht beschrieben werden.


Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse zeigten, dass die Interventionen mit Berberis vulgaris und Berberis aristata die Glukose- und Leberenzym-Werte bei Patienten mit metabolischem Syndrom signifikant beeinflussten und verbesserten. Um jedoch eine klinische Ernährungsempfehlung aussprechen zu können, schlagen die Autoren vor,

aussagekräftige Daten in einer Langzeit-Follow-Up-Studie zu erheben.

 

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass in den Studien Dosierungen von bis zu 3000 mg Berberis pro Tag verwendet wurden. In Deutschland wird die Anwendung von Berberis vulgaris als pflanzliches Heilmittel von der Kommission E (Phytotherapie) jedoch nicht befürwortet. Die Begründung ist der fehlende Beleg für die Anwendungsgebiete und zudem enthalten alle Pflanzenteile – bis auf die Früchte – Alkaloide (u. a. Berberin,

Berbamin und Palmatin), welche in höheren Konzentrationen toxisch sein können.

 

Die Kommission D (Homöopathie) dagegen hat die homöopathische Anwendung von Berberis vulgaris (getrocknete Rinde ober- und unterirdischer Teile) mit den Anwendungsgebieten „Nieren- und Harnwegserkrankungen, insbesondere Nierensteinleiden; Gicht; Rheumatismus; Erkrankungen der Leber und Gallenblase; trockene Hauterkrankungen; Fisteln“ positiv bewertet.

 

Die vorgelegte Meta-Analyse aus dem Iran ist aus unserer Sicht dennoch bemerkenswert. Denn Berberis vulgaris und auch Silybum marianum sind in homöopathischen Komplexmitteln wie metaheptachol® N, metahepat und metamarianum B12N in niedrigen Potenzen enthalten, so dass es sich hierbei um stoffliche, aber nicht toxische Alkaloid-Konzentrationen handelt. Auch wenn die Ergebnisse der systematischen Übersichtsarbeit nicht direkt übertragbar sind, bestätigen sie dennoch die positive Bewertung der Kommission D von Berberis vulgaris in Bezug auf die Anwendung bei Erkrankungen von Organen, die im Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom stehen.

Bei Fragen steht Ihnen unsere med.-wiss-Abteilung gerne zur Verfügung unter der Direktdurchwahl: 05041 9440-10 oder per E-Mail kontakt@metafackler.de

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Ihr meta Fackler Team

 

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Quellen:

1. Sabrina Schütte M.Sc. Public Health et. al., Die Innere Medizin, 2023, Prävalenz des metabolischen Syndroms, Eine Analyse auf Basis von Routinedaten einer gesetzlichen Krankenversicherung, Published: 14. April 2023, letzter Zugriff: 19.04.2023

 

2. Roshanravan, Babak et al., Archives of Physiology and Biochemistry, The Journal of Metabolic Diseases, 2023, Vol. 129, No. 2, Pages 393–404, The effects of Berberis vulgaris L. and Berberis aristata L. in metabolic syndrome patients: a systematic and meta-analysis study